Monis Geschichte (Starkes Zeugnis, längerer Text aber unbedingt lesenswert)
Ich hatte zunächst eine behütete Kindheit bei meiner Tante. Als meine Eltern mich und meinen Bruder Bernd zu sich holten, war ich glücklich, endlich zu Hause zu sein, aber das war ein Irrtum. Mein Vater war jedes Wochenende betrunken und schlug mit ungeheurer Aggression auf alles drein, was sich bewegte. Meine Mutter konnte der Realität nicht ins Auge blicken. Bernd und ich liefen in Todesangst weg und versteckten uns meistens hinter dem Haus. Die Polizei sagte: „Familienangelegenheiten gehen uns nichts an.“
Später begann mein Vater, wenn er betrunken war, mich sexuell zu missbrauchen. Als meine Mutter es mitbekam, gab sie mir die Schuld und wollte mich in ein Erziehungsheim stecken. Ich verlor nach und nach das Vertrauen zu allen Menschen, ausgenommen mein Bruder Bernd. Mit 14 beschloss ich, mein Leben zu beenden. Ich fühlte mich von allen verlassen, nur missachtet, geschlagen, missbraucht, abgeschoben. Ich nahm 40 Valium. Nach drei Tagen und Nächten Dauerschlaf kehrte ich wieder auf diese verhasste Welt zurück.
Mehrmals lief ich weg, aber die Polizei brachte mich nach Hause zurück. Alkohol und Dope wurden für mich zum täglichen Bedarf. Mit meinem Freund machte ich die große Flatter. Aber schon bald hatten wir kein Geld mehr, und es blieb uns nichts anderes übrig, als uns auf den Heimweg zu machen. Dort musste ich meine Sachen packen und ausziehen. Ich ging nach München und begann eine Gärtnerei-Lehre. Aber ich blieb dem alten Lebensstil treu. Wir trafen uns in der angesagten Disco PN, rauchten Dope und tranken Unmengen.
Grit, meine beste Freundin, brachte mich auf Ritalin. Wir jobbten als Zimmermädchen in einem Hotel. Unseren Lohn steckten wir in Drogen. Aber wir träumten davon, eine Apotheke zu knacken, und das taten wir auch in einer stürmischen Novembernacht. Niemand schien etwas zu bemerken, als die Schaufensterscheibe mit tosendem Krachen zu Bruch ging. Wir räumten den Giftschrank leer, aber nach zwei Wochen war alles aufgebraucht. Die Hotelleitung bekam von unseren Drogenpartys Wind und entließ uns. Ich wohnte mal hier, mal dort. Meine Sucht finanzierte ich mit Dealen.
Bald brauchte ich Drogen, um überhaupt normal zu sein. Kam ich auf Entzug, war alles unerträglich. Wegen eines gefälschten Rezepts wurde ich zu drei Jahren Bewährung verurteilt. Meine Bewährungshelferin vermittelte mir noch einmal eine Lehrstelle, die ich trotz meines Chaotenlebens bis zum Abschluss durchhielt. Ich hatte einen Arzt gefunden, der mir regelmäßig Polamidon verschrieb. Mitunter setzte ich mir während der Arbeit einen Schuss. Meinem Chef blieb das nicht verborgen, und so musste ich nach der Gesellenprüfung gehen.